Unterschiede in der Entwicklung von einzeln gegenüber in Kleingruppen gehaltenen Tränkekälbern
In der Milchviehhaltung ist es üblich, die Kälber nach der Geburt von der Mutter zu trennen, um sie dann einzeln im Iglu aufzuziehen. Die Gesellschaft formuliert immer weitreichendere Anforderungen an den Tierschutz und eine möglichst tiergerechte Haltung, weshalb die Einzelhaltung der Kälber eher kritisch beurteilt wird. Die Pärchen- oder Gruppenhaltung stellt eine Möglichkeit dar, den gesellschaftlichen Wünschen Rechnung zu tragen. Ermöglicht sie auch eine tiergerechtere Aufzucht ohne wirtschaftliche Einbußen?
Im Rahmen ihrer Bachelor-Thesis (FH Rendsburg) untersuchte Lotta Ludwig im LBZ Echem die Unterschiede in der Entwicklung von einzeln gegenüber paarweise gehaltenen Tränkekälbern
Fachlicher Ansatz:
- Erfassung der Entwicklung von Tränkekälber in Abnhängigkeit von der Haltung (Einzel-, Pärchen- oder Gruppenhaltung)
- Beurteilung der wirtschaftlichen Auswirkung der Pärchen- oder Gruppenhaltung
Durchführung:
- Erfassung der Parameter Geburtsgewicht, tägliche Lebensmassezzunahmen (LMZ), täglich aufgenommene Milchmenge, Umstallgewicht
- Untersuchung von 40 Kälbern innerhalb der ersten 21 Lebenstage
Datenerfassung: Juni - November 2022
Erfahrungsbericht
Bei einer Erprobung am Landwirtschaftlichen Bildungszentrum (LBZ) Echem wurden Kälber über einen Zeitraum von fünf Monaten innerhalb der ersten 21 Lebenstage in klassischen Einzeliglus oder zu dritt in den Trio-Hütten von TOPCALF gehalten. Während der ersten vier Lebenstage wurden die Kälber mit muttereigenem Kolostrum versorgt und ab dem fünften Lebenstag auf Milchaustaucher umgestellt. Die später in der (Klein-)Gruppe gehaltenen Kälber standen die ersten vier Lebenstage noch einzeln, um eine kontrollierbare Kolostrumversorgung zu ermöglichen. Als Parameter zur Bewertung der Entwicklung wurden die täglich aufgenommene Milchmenge und die durchschnittlichen täglichen Lebendmassezunahmen (LMZ) erfasst. Die Milchmenge ist bei der morgendlichen und abendlichen Fütterung verzeichnet worden, die täglichen Lebendmassezunahmen wurden aus dem Umstallgewicht abzüglich des Geburtsgewichtes geteilt durch die Einstalltage errechnet. In der statistischen Auswertung sind die Einzel- und Gruppenkälber bezüglich dieser beiden Parameter verglichen worden. Auch weitere Faktoren wie Rasse und Geschlecht sind in die Auswertung mit eingeflossen.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Haltung in diesem Fall keinen Einfluss auf die täglich aufgenommene Milchmenge oder die durchschnittlichen täglichen Lebendmassezunahmen hat. Daraus lässt sich die Aussage ableiten, dass die Gruppenhaltung im frühen Lebensalter auch wirtschaftlich möglich ist, ohne Einbußen im Entwicklungsziel zu verzeichnen.
Tabelle 1: Entwicklungsparameter aufgeschlüsselt in Einzel- und Gruppenhaltung
Parameter |
Einheit |
Einzel (n = 26) |
Pärchen (n = 14) |
|
Geburtsgewicht |
kg |
43 +/- 7,4 |
45 +/- 8,5 |
|
Täglich aufgenommene Milchmenge |
l |
9,97 +/- 1,25 |
10,08 +/- 0,99 |
|
Tägliche LMZ |
kg |
1,075 +/- 0,25 |
1,060 +/- 0,29 |
|
Umstallgewicht |
kg |
67,62 +/- 10,19 |
69,60 +/- 8,12 |
Auch die Rasse oder das Geschlecht haben keine Auswirkungen auf die Tränkemenge oder die täglichen Lebendmassezunahmen gehabt.
Bei den Kälbern in der frühen Gruppenhaltung konnten wir beobachten, dass sich die Kälber gegenseitig zur Aufnahme von Tränkemilch und Kälber-TMR animieren, so dass sie potenziell mehr Energie aufnehmen. Zudem können die Tiere in einer Gruppe ihr Sozialverhalten natürlicher ausleben als in Einzelhaltung. Diese Kälber sind zum Teil auch noch später in einer gemischten Gruppe erkennbar.